🔥 Das Versengte Herz
🔥 Das Versengte Herz
Man sagt, es sei eine Wüste. Doch Wüste bedeutet Leere. Und Leere… fühlt sich anders an.
Es beginnt mit Licht.
Zu viel Licht.
Nicht freundlich, nicht warm – sondern stechend.
Ein Licht, das sich wie Nadeln in die Iris bohrt,
das nicht leuchtet, sondern prüft.
Das nicht erhellt, sondern entblößt.
Wer das Versengte Herz betritt, verlässt das Land der Schatten.
Doch Schatten sind keine Dunkelheit.
Schatten sind Erinnerung.
Und hier… gibt es keine mehr.
Der Boden ist kein Sand, nicht wie man ihn kennt.
Er ist gesprungene Erde, gerissen von uralten Spannungen.
Schwarzrot, rostfarben, porös –
als hätte jemand den Zorn eines Gottes in den Staub geschrien
und ihn dann vergessen.
Weit und breit ziehen sich Risse durch das Land.
Manche so fein wie Adern.
Andere so tief, dass selbst das Echo den Weg zurück verweigert.
Aus ihnen steigt kein Rauch, kein Dampf –
aber Hitze.
Eine konstante, vibrierende Präsenz.
Als würde der Boden selbst noch glimmen,
tief unter der Oberfläche,
wo kein Blick mehr reicht.
Der Wind ist hier kein Hauch –
er ist eine Strafe.
Er trägt nichts, was leben könnte.
Er trägt nur Klang:
Das trockene Fauchen von Stein an Stein,
das Kreischen der Luft in Engstellen,
und manchmal –
nur manchmal –
ein Laut, der nicht erklärt werden kann.
Ein Flüstern,
dass sich nicht auf Sprache reimt.
Ein Ton, der sich nicht einordnen lässt.
Ein Ruf vielleicht.
Oder eine Warnung.
Oder… eine Einladung?
Manche Stellen flimmern im Licht.
Nicht vor Hitze –
sondern, weil sie sich widersetzen.
Weil sie nicht so sein wollen, wie sie aussehen.
Felsformationen, die aus einem Winkel wie Bögen wirken,
aus dem nächsten wie Gebeine.
Spiegelungen,
die nicht das zeigen, was sie sollten.
Oder etwas zu viel.
Oder nichts.
Und dann ist da der Geruch.
Nicht von Staub oder Hitze –
sondern von Verbranntem,
das längst vergangen ist.
Ein Echo von Holz, das nie wuchs.
Von Fleisch, das nie lebte.
Von Rauch,
der nicht aufstieg,
sondern nach innen zog.
Alte Pfade durchziehen das Herz.
Man erkennt sie kaum –
nur an der Art, wie der Boden dort weniger widersteht.
Wie der Wind dort anders klingt.
Wie man dort weniger… allein ist.
Sie führen zu Kreisen aus Stein,
halb versunken.
Zu Hügeln aus Asche,
die in sich selbst versackt sind.
Oder zu Objekten,
die niemand benennen kann:
Gebilde aus geschmolzenem Gestein,
deren Form zu regelmäßig ist.
Zu absichtsvoll.
Zu… aufgeladen.
Einmal im Jahr,
wenn die Monde von Thandoria sich in einer Linie zeigen,
verändert sich das Herz.
Nicht sichtbar.
Nicht greifbar.
Aber fühlbar.
Dann schlägt der Boden.
Nicht stark.
Nicht laut.
Aber im Rhythmus.
Ein Pochen.
Ein Widerhall.
Als wäre die Erde selbst ein Körper,
und das Versengte Herz – sein Zentrum.
Die Weisen sagen,
diese Wüste sei nicht natürlich.
Sie sei der Rest eines Fehlers.
Oder eines Opfers.
Oder… beides.
Dass einst etwas hier geschah,
das so groß, so laut, so endgültig war,
dass selbst die Welt es nicht tragen konnte.
Und so fraß sich die Glut nach innen –
und blieb.
Nicht heiß.
Nicht lebendig.
Aber gegenwärtig.
Am Rande der Wüste stehen manchmal Stelen.
Aus Glasstein.
Verzogen durch Hitze.
Unlesbar.
Und doch –
manche schwören,
sie hätten sie verstehen können.
Wenn auch nur für einen Moment.
Ein Wort.
Ein Name.
Ein Vers.
Der dann –
verpuffte.
Als wäre er nie dort gewesen.
Und manchmal,
nur manchmal,
wenn die Sonne sinkt und das Licht zu Gold wird,
öffnet sich ein Riss im Horizont.
Kein wirklicher Riss.
Eher… eine Falte.
Und aus ihr entweicht ein Laut.
Kein Schrei.
Kein Lied.
Etwas dazwischen.
Etwas, das man nicht hören sollte –
aber will.
Dann flackert das Licht.
Nicht wie Feuer.
Sondern wie… Erinnerung.
Und für einen winzigen Augenblick
scheint es,
als würde etwas durch den Boden atmen.
Als würde das Versengte Herz –
nach all der Zeit –
noch leben.
Und warten.
Worauf?
Das fragt man besser nicht.
Nicht laut.
Nicht hier.
Denn die Wüste vergisst nichts.
Und manches, was sie sich merkt…
möchte nicht mehr erinnert werden.